Auf der Suche nach der verlorenen Zeit im Kühlregal

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Die eigene Mutter, Tante oder Lehrerin in einem alten Schulmädchenreportfilm im Bett mit Heiner Lauterbach zu entdecken muss ein seltsames Erlebnis sein, das angeblich unter jungen Erwachsenen in  Schwabing nicht so ungewöhnlich sein soll.

Wie aber fühlt sich eine Wiederbegegnung mit der eigenen Großmutter oder Urgroßtante im Kühlregal an?

Wolf macht eine solche Begegnung der gruselnostalgischen Art nun möglich. Denn auch das Fleischregal ist in unseren nostalgiefreudigen Zeiten ein Ort der Erinnerung – oder vielmehr der Phantomerinnerung. Nicht mehr die eigenen Geschmackserlebnisse sind es, nach denen sich der Konsument von heute sehnt. Mit Geschmacksverstärkern und Fertigprodukten aufgewachsen scheint sich die Generation Glutamat in immer tiefere  Vorzeit hineinzuerinnern müssen, um auf unverfälschte, bodenständige Gaumengenüssen zu stoßen – die aber praktischer Weise dann doch wieder ganz einfach im Kühlregal gekauft werden können.

So mag unter der Perspektive der Fleischregale der Gegenwart Proust als ein großer Visionär der Lebensmittelindustrie erscheinen, wenn er in der Wiedergefundenen Zeit schreibt, wie er „… den Geschmack zugleich im gegenwärtigen Augenblick und in einem entfernten Augenblick wahrnahm, und zwar in einem Maße, daß die Vergangenheit auf die Gegenwart übergriff und ich nicht mehr mit Bestimmtheit wußte, in welcher von beiden ich mich befand“.

Wolf-Wurst bringt solche zeitlichen Verwerfungen auf eine einfachere Formel: „Das Beste von uns daheim.“ Weil sich ja auch bei Wolf-Wurst seit der Eröffnung der ersten Metzgerei im Jahre 1925 im Grunde nicht viel geändert hat, wie einem der Betrieb auf seiner Homepage wissen lässt.

In besonders tiefen Eiskellern haben früher angeblich Eisschollen gelagert, die über 100 Jahre alt waren. Was da wohl erst noch alles im tiefgekühlten „daheim“ von Wolf-Wurst lauert…

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